Sunday, June 17, 2018

14.6. Begegnungen der französischen Art

7:30, Orleans, Hauptbahnhof:
Eine weitere Eigenart der frz.. Bahn ist, dass das Gleis, auf dem der Zug abfährt, erst ca. 20 Min. vor Abfahrt bekanntgegeben wird.

Und da steht der Regionalzug TER nach Paris. OMG. Sieht so aus, wie bei uns vor 20 Jahren, mit einer engen Tür und 3 hohen Stufen. Da hinauf müssen nun die vollbepackten Räder. Ich ziehe am Vorderrad, Peter schiebt und wuchtet hinten.
Geschafft. Weil wir ja lernfähig sind, drehen wir die Räder sofort um, damit sie für den Ausstieg bereit sind, egal wer sonst noch alles einsteigen mag.

Dann fällt mir ein, dass wir ja in F die Tickets vor Einstieg auf dem Bahnsteig entwerten müssen. Also wieder raus, entwerten, wieder Einsteigen.

Pünktlich geht es los.

Ein ganzes Stück weit sehen wir die Reste der Strecke des Aerotrain, der bis in die 70er Jahre zwischen Orleans und Paris fuhr.

während wir so dahintuckern, überlegen wir, wie diese Umstiegs-Aktion funktionieren soll, so oft wie dies jetzt noch passieren muss. Es scheint unmöglich, diesen Kraftakt 8x durchzuführen und alle Anschlüsse zu erreichen.

Wir beschließen also, den Plan zu ändern:
Rückgabe aller Tickets in Paris, Buchen eines ICE-Direktverbindungs-Tickets nach Frankfurt für eine Person. Ich bleibe mit den Drahteseln in Paris und Peter holt mich mit dem Auto ab. Kostet auch nicht mehr, dauert nicht länger, erspart aber 7 weitere Umsteige-Krämpfe und stundenlange Pausen auf nächtlichen Bahnhöfen.

Also begebe ich mich in die Schlange, radebreche mit der netten Dame, die in Paris natürlich kein einziges Wort Englisch oder sonstwas spricht, und gebe alle Tickets zurück, kaufe 1x ICE und weiter geht's!

Die Angestellten der SNCF finden unsere Bikes extrem cool, können aber die Preise nicht so recht glauben. Aber sie sind nett und wünschen uns gute Fahrt.

Wir erreichen Paris fast pünktlich am Bahnhof Austerlitz. ICEs fahren ab Gare de l'Est. Also radeln wir quer durch Paris. Immerhin gibt es ausreichende Fahrrad-Infrastruktur, Radwege und gute Beschilderung. Nur die großen Kreisverkehre sind spannend, weil wir da mit dem Autos schwimmen.

Heil angekommen ist der nächste Schritt, ein Hotel zu finden, in dem ich und die Räder unterkommen. Wir entscheiden uns für das Ibis TGV, nahe dem Bahnhof in einer Seitenstraße. Muss ich jetzt mal lobe: super hilfreiches Personal, Zimmer wurde vor 11.00 zur Verfügung gestellt, Räder im Innenhof untergebracht etc.

Als Peter gegen Mitternacht mit dem Auto ankam, bewachten die Nachtportiers uns und unsere Aktion - muss man verstehen, denn der Bahnhof ist belagert von Menschen, die irgendwie irgendwohin wollen. Peter hatte nichtmal den Motor abgestellt, da hatten schon 5 Leute an die Scheiben geklopft und wollten mit! Großes Lob!

Aber erst einmal weiter. Nachdem wir nun ein Ticket für Peter hatten und ein Hotel für mich haben wir uns um etwas Essbares gekümmert.
Gare de l'Est ist groß und schön und beeindruckend; man bekommt alles, was man braucht.

SNCF, Akt 3:
Und dann, 20 min. vor Abfahrt, wird das Gleis bekannt gegeben. Das wäre OK, wenn nicht der Bahnsteig gesperrt wäre.
In FFM würden spätestens jetzt alle Passagiere sich auf dem Bahnsteig verteilen, so dass sie dort stehen, wo ihr Waggon / Sitzplatz zu erwarten wären.
NEIN! Hier wird 15 min. vor Abfahrt ein Boarding eingeleitet, dass dem am Flughafen ähnelt. Man muss das Ticket (vorher entwertet) am Barcode-Scanner vorbeiführen, das Drehkreuz passieren und dann am Zug entlanghasten, um den eigenen Platz zu finden. Alle Passagiere stauen sich also vor dem Bahnsteig. Es dauert entsprechend lange, bis alle durch sind.
der Sinn - ausser einer Maximierung der Ineffizienz, erschließt sich uns nicht.

Ohne Ticket darf ich auch nicht auf den Bahnsteig, daher Verabschiedung bereits 20 min. vor Abfahrt. Tsk, tsk.

Zumindest läuft ab hier alles glatt, am nächsten Morgen um 10:00 sind wir zu Hause.
Ende gut, alles gut.

Fazit: Fahre nicht mit dem Zug in Frankreich, es sei denn es gibt eine Direktverbindung!

Fazit nach 3 Radurlauben:
Leider sind die meisten Reiseradler muffelige, maulfaule Gesellen, die absolut NULL Interesse daran haben auch nur 'Hallo' zu sagen. Motorradfahrer sind da völlig anders. Es hat anscheinend niemand ein Interesse am Austausch, woher-wohin oder sonstwas. Das finde ich befremdlich und schade.

Wetter & Camping:
So viel Regen hatten wir noch nicht. Wenigstens war es so warm, dass das nicht sehr schlimm war. Unser Zelt hat sich wieder sehr tapfer gehalten!
Diesmal haben wir ja von Vorneherein auf Kocher & Topf verzichtet - das war eine gute Entscheidung. Und beim nächsten Mal werden wir kein Camping machen. Mit dem schlechten Wetter ist das einfach auf Dauer zu nervig.
Und die Jahreszeit werden wir mal wechseln, im September regnet es weniger.

Spaß gemacht hat es auf jeden Fall!

1 comment:

  1. Ja, das Fahren mit dem Zug und schweren Rad ist nicht einfach in Frankreich.
    Ich habe das nicht erwartet!

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